Das 4. Salon-Treffen bot eine erste Heranführung an das Thema Schatten.
Begonnen haben wir damit, Schattenarbeit in den integralen Kontext zu setzen – Ines gab nochmal einen kurzen Einblick in die vier Aspekte des Aufwachsen, Aufwachens, Auftauchens und Aufräumen. Der Begriff des Aufräumens wird häufig synonym für das Thema Schatten benutzt. Er bezieht sich auf seelische Versehrtheit – auf das, was wir von uns abgespalten, zurückgewiesen, verleugnet, vor uns verborgen haben. Schatten meint das unterdrückte Unbewusste – etwas, dessen man sich nicht bewusst ist.
Schattenarbeit hilft uns, eigene Verdrängungsmuster und Projektionen aufzudecken. Wir lernen, uns mit einer Art entspannter Neugier, schwierigen Gefühlen zu stellen, sie zuzulassen und ihre Energie zu nutzen. Gefühle der Taubheit und Angst können sich auflösen und es gelingt uns, in emotionalen Situationen präsenter zu sein, uns weniger von unseren Gefühlen beherrschen zu lassen und eine innere Haltung von Selbstakzeptanz und Selbstmitgefühl zu entwickeln.
Im Integralen gilt Schattenarbeit als notwendige Ergänzung zur spirituellen, kognitiven und körperlichen Praxis. Denn Schatten bindet die Energie, die wir brauchen, um uns weiterzuentwickeln. Alles, was unterdrückt wird, kann sich zurückmelden, auch als schmerzhaftes körperliches Symptom. Verdrängte, projizierte, geleugnete Emotionen haben die Eigenschaft, unser Leben aus dem Unbewussten heraus zu steuern, zu stören.
Schattenthemen werden natürlich auch in Systeme hineingetragen. Sie beeinflussen die Kommunikation und Beziehungsgestaltung zwischen Menschen – mit hohem destruktiven Potenzial.
Wir wollten deswegen alle drei Perspektiven in den Blick nehmen:
- Individuelle Schattenthemen
- Kollektive Schattenthemen, die aus der Kultur kommen oder sich aus der Struktur der Organisation ergeben
Letzteres suchte Ines mit einem Beispiel aus Frédéric Lalouxs Buch „Reinventing Organizations“ (ab S. 81) zu veranschaulichen, was zu einer spannenden Diskussion führte um die Frage: Wie viel von unserer Persönlichkeit bringen wir mit auf die Arbeit? Welche Anteile in uns unterdrücken wir und was hat das für Konsequenzen?
Um besser zu verstehen, wie genau eine Projektion funktioniert, hat Ines die Übung „Unmögliche Person“ mitgebracht und die Geschichte von Harry aus „Integrale Lebenspraxis“ (ab S. 72) erzählt.
Meist sind die Dinge, die uns an anderen stören, faszinieren oder zwanghaft anziehen, in Wirklichkeit eigene Schatten. Dazu gibt es ein passendes Zitat von Carl Gustav Jung:
„Wenn wir begreifen, dass wir alles in uns tragen, was wir in anderen Menschen sehen, dann verändert sich unsere gesamte Welt.“
Die 3-2-1 Übung beschreibt ein hilfreiches Vorgehen, Projektionen zu reintegrieren:
3 – Benenne es!
Beschreibe die Person, die Gegebenheit oder das Empfinden in der 3. Person (er, sie, es,…). Mach es deutlich!
2 – Sprich es an!
Beginne einen Dialog in der 2. Person (du & ihr). Frage nach, was er/sie/es will, woher die Schwierigkeiten kommen, was sie von dir wollen, wo Lösungen liegen und wo Potentiale sind. Lass Dir Zeit für spontane innere Antworten, lass Dich überraschen, werde kreativ.
1 – Sei es!
Schreibe in der ersten Person (ich), wie sich die Welt aus der Sicht der Schwierigkeiten darstellt. Wechsel komplett die Perspektive und tauche in das „Ich bin ….!“ ein.
In den verdrängten, projizierten Gefühlen, die uns schrecklich und bedrohlich vorkommen, steckt enorme Energie, die wir nutzen können, um Herausforderungen, die das Leben an uns stellt, zu bewältigen.
Wenn es uns gelingt, eine Projektion „zurückzuholen“, können wir in einem nächsten Schritt versuchen, die Emotion oder den Antrieb ganz zu akzeptieren und dann loszulassen:
Was Es war
Wird Ich
Was Ich war
Wird mir/mich/mein
Und wird von Ich bin als Zeuge wahrgenommen.
So wird Energie freigesetzt und zurückgewonnen und ein schmerzlicher Prozess kann sich in einen befreienden umwandeln.
Eine fröhliche Weihnachtszeit und einen guten Rutsch ins neue Jahr!
Dazu passt: